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Zu aktuellen Lage im Landkreis Gotha – Interview mit Andrea Lein, Leiterin des Kreisgesundheitsamtes

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Zu aktuellen Lage im Landkreis Gotha – Interview mit Andrea Lein, Leiterin des Kreisgesundheitsamtes

Gotha –  Andrea Lein, Amtsärztin und Leiterin des Kreisgesundheitsamtes Gotha, gibt Auskunft zur aktuellen Lage im Landkreis.

Das Interview führte Adrian Weber.

 

Andrea Lein, Amtsärztin Leiterin des Kreisgesundheitsamtes Gotha

 

Frau Lein, im Landkreis Gotha steigen die Zahlen der Corona-Infizierten. Haben Sie eine Erklärung dafür?

Wo viel getestet wird, ergeben sich zwangsläufig viele Treffer. Das ist logisch, denn das Virus ist da. Und es ist weiter verbreitet, als es viele Beschwichtiger, insbesondere in den sozialen Medien, wahrhaben wollen. Die Zeit, in der auftretende Fälle über drei Ecken mit Ski-Urlauben in Österreich oder Italien erklärt werden konnten, ist längst vorbei. Allerdings lässt sich anhand der Infektionsketten ablesen, dass das Kontaktverbot oft nicht eingehalten wird und somit dadurch die Zahl an Ansteckungsverdächtigen und Neuinfektionen steigt, obwohl es vermeidbar gewesen wäre. Dennoch ist die Botschaft: Die Ausbrüche im Kreisgebiet sind unter Kontrolle.

Die Zahl der Verstorbenen ist jüngst ebenso gestiegen.

Die Verstorbenen waren bislang allesamt zwischen Mitte sechzig und neunzig Jahren alt und hatten mit Vorerkrankungen unterschiedlicher Schwere zu kämpfen. Das soll aber kein falsches Sicherheitsgefühl für alle vermeintlich Gesunden erzeugen: Als Vorerkrankung im medizinischen Sinne gelten bereits Wohlstandskrankheiten wie Bluthochdruck. Und die
unseriöse Debatte, ob und wann Menschen mit oder an Corona versterben, ist überflüssig wie ein Kropf.

Zuletzt gab es mit dem SRH-Krankenhaus Friedrichroda, der Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber in Gotha und einem städtischen Pflegeheim drei Hotspots im Landkreis. Resultiert der Zuwachs der Zahlen vor allem hieraus?

Zum größten Teil ja. Aber wir haben auch in der Fläche immer mehr Treffer im Sinne positiver Befunde. Man kann also nicht davon ausgehen, im kleinen Ortsteil einer weitläufigen Landgemeinde keine bestätigten Erkrankungen vorzufinden. In größeren Einrichtungen, wo viele Menschen auf engem Raum zusammentreffen, ist das Risiko einer Weiterverbreitung natürlich umso höher. Inzwischen haben wir weitere positive
Befunde in privat geführten Pflegeeinrichtungen in Gotha oder in Waltershausen. Dass im Umfeld der großen Hotspots weitere Infektionen auftreten, ist trotz aller Hygienevorkehrungen nicht immer zu verhindern. Allerdings lassen sich Ausbreitungswege nur im Nachhinein nachvollziehen. Wir kommen erst dann in die Vorhand, die Infektionsketten zu stoppen, wenn sich auch wirklich alle an die Kontaktbeschränkungen
halten, im beruflichen und privaten Umfeld.

Haben Sie den Eindruck, die Beschränkungen würden nicht ausreichend befolgt?

In unseren Ermittlungen finden sich häufiger unnötige Kontakte, zum Beispiel bei privaten Osterfeuern oder im Rahmen der Nachbarschaftshilfe, die beim Feierabendbier im größeren Rahmen endet.

Was kann das Gesundheitsamt dagegen tun?

Das Gesundheitsamt selbst ist mit der Bekämpfung der Ausbreitung mehr als ausgelastet. Wir kontaktieren täglich die Personen, die sich in Isolierung befinden, und erkundigen uns nach dem Befinden und wie sie mit den Quarantänebedingungen klar kommen. Hinweisen aus der Bevölkerung gehen wir nach. Parallel dazu beproben wird das Personal von Pflegeeinrichtungen, in denen Infektionen aufgetreten sind. Unser Ansatz liegt nach wie vor darauf, Kontakte nachzuvollziehen und Infektionsketten durch Isolierung zu unterbrechen. Das ist extrem aufwändig, aber unsere noch immer wirksamste Methode, um Menschen zu schützen, solange kein Impfstoff zur Verfügung steht.

Was wird noch unternommen?

Darüber hinaus hat das Landratsamt Vollzugsteams aus allen Bereichen rekrutiert, die in der Region nach der Einhaltung der Schutzvorkehrungen schauen und deren Nichtbeachtung notfalls sanktionieren. Unterstützt werden sie von den gemeindlichen Ordnungsbehörden und der Polizei. Und nicht zu vergessen wäre die jüngst erfolgte Bereitstellung von 1,5 Mio. Schutzmasken, die der Landkreis beschafft hat, und die über die Städte und Gemeinden ausgegeben werden.

Mit welchen Fragen werden Sie und Ihre Mitarbeiter am häufigsten konfrontiert?

Im Gesundheitsamt bearbeiten wir vor allem die medizinischen Aspekte. Die Masse der Bürgeranliegen zu beantworten, wurde jetzt vom Landrat eine Arbeitsgruppe eingerichtet, nachdem die üblichen Kanäle hierfür nicht mehr ausgereicht haben. Hier geht es vor allem um Anfragen, welche Einrichtungen unter welchen Umständen öffnen dürfen, wie mit Dauercampern umzugehen ist, ob man sich als Familie auf die Schuleinführungsfeier
einstellen kann und so weiter. All die lebenspraktischen Dinge, die sich aus den Verordnungen des Landes ergeben.

Und wenn Sie eine Prognose erstellen müssten, wie lange …

Stopp! Das kann ich ehrlicherweise nicht beantworten. Ich befürchte aber, unsere Geduld wird noch ein wenig strapaziert werden.

Vielen Dank für das Gespräch!

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