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Umweltpreis 2020 geht nach Georgenthal und Tambach-Dietharz
Gotha – Das Thüringer Landesamt für Statistik weist per 31.12.2018 rund 27.200 ha der Fläche des Landkreises Gotha als Wald aus. Der Wald ist Lebensraum, Wasserspeicher, Ort für Freizeit und Erholung sowie Rohstofflieferant. Er entzieht der Atmosphäre Kohlendioxid und bindet es im Holz.
Der Klimawandel stellt die Forstwirte und Waldbesitzer vor neue Herausforderungen. Intensivere und länger anhaltende Trockenwetterperioden, das erhöhte Risiko von Waldbränden, die mit der Trockenheit einhergehende Absenkung des pflanzenverfügbaren Grundwasserdargebotes, an Häufigkeit und Intensität zunehmendes Sturmgeschehen sowie witterungsbegünstigter Insektenbefall sind Boten dieses Wandels.
Damit der Wald auch in Zukunft noch seine vielfältigen Ökosystemleistungen erbringen kann sind entsprechende Anpassungen bei der Bewirtschaftung notwendig.
Daher lobte der Landkreis Gotha den Umweltpreis 2020 unter der Themenstellung „Naturnaher Waldumbau im Zeichen des Klimawandels“ aus.
Gesucht wurden Bewirtschafter/Besitzer von Waldflächen aller Eigentumsformen aus dem Landkreis Gotha, die sich bei der Bewirtschaftung ihrer im Landkreis Gotha gelegenen Waldflächen diesen Herausforderungen stellen.
Für die mit 1.500 Euro dotierte Auszeichnung lagen der Jury insgesamt drei Vorschläge vor.
Zum Preisträger des Jahres 2020 gekürt hat die Jury die Forstbetriebsgemeinschaft (FBG) „Totenkopf-Vitzerod“.
Die Forstbetriebsgemeinschaft wurde 1993 gegründet. Sie ist ein Zusammenschluss privater und kommunaler Waldbesitzer.
Sie bewirtschaftet flächenübergreifend etwas über 900 ha Waldfläche zwischen Georgenthal und Tambach-Dietharz und ist seit 1. Oktober 2002 als nachhaltig arbeitender Betrieb zertifiziert.
Bereits im Gründungsjahr 1993 begannen die Mitglieder der FBG, die vorherrschende Fichte zu ergänzen, 9.680 Buchen wurden damals gepflanzt. Dies setzt sich bis heute fort. Dafür werden seit vielen Jahren im Frühjahr und Herbst Arbeitseinsätze durchgeführt. Dabei pflanzen die Waldbesitzer solche Bäume, die zu Boden und Standort passen und von denen sie erwarten, dass sie sich den klimatischen Veränderungen gut anpassen können.
Bemerkenswert ist zudem, dass sich zunehmend auch Laien – junge und ältere – für die Pflanzaktionen finden, die keine Waldbesitzer sind, aber so ihren Anteil an der Hege und Pflege des Waldes leisten wollen. Selbst in diesem Frühjahr und unter erschwerten Bedingungen der Abstandsregeln wegen Corona kamen Freiwillige, wenn auch weniger als in den Vorjahren, als es bis zu 100 Helfer waren.
Seit dem Beginn dieser Aktionen haben die Mitglieder der FBG und deren Helfer so mehr als 100.000 Küsten- und Weißtannen, Douglasien, Lärchen, Hemlocktannen, Roteichen, Ebereschen, Buchen, Ahorn, diverse Obstsorten sowie Exoten wie Esskastanien oder Atlaszedern gepflanzt. Allein im Frühjahr 2020 bekamen mehr als
12.000 Schösslinge so ein neues Zuhause.
Diese Arbeitseinsätze sind inzwischen ein fester Bestandteil der Waldbewirtschaftung durch die Forstbetriebsgemeinschaft „Totenkopf-Vitzerod“. Deren Mitglieder leisten damit einen Beitrag zum Waldumbau und sparen erheblich Kosten.
Aber mindestens ebenso wichtig ist der Effekt, dass die Waldbesitzer eine Beziehung zu ihrem Wald entwickeln. Kinder und Enkel sind willkommen und so wird diese Idee, Verantwortung zu übernehmen, über die Generationen getragen. Auch die Vereine der Gemeinden helfen zuweilen, bekommen als Gegenleistung Schmuckbäume und Reisig.
Nach 25 Jahren finden sich auf den Flächen der FBG bis zu acht verschiedene Baumarten auf einen Hektar Waldfläche. Mitglieder anderer Forstbetriebsgemeinschaften besuchen die hiesigen Flächen, um die Art der Waldbewirtschaftung kennenzulernen.
Einen mit 500 Euro dotierten Sonderpreis erkannte die Jury Schülerinnen und Schülern der 8. und 9. Klassen des Gymnasiums Ernestinums zu, die im Frühjahr 2020 Pflanzaktionen auf dem Krahnberg unterstützt haben.
Auf dem Krahnberg sind nicht mehr alle Baumarten, die von Natur aus wachsen würden und denen im Klimawandel einiges zugetraut wird, als Elternbäume zur natürlichen Verjüngung flächig vorhanden. Dazu zählt die Weißtanne. Immerhin gibt es aber noch ein Quartier mit alten Weißtannen, die sich lokal überreichlich aussamen.
In Abstimmung mit dem Garten-, Park- und Friedhofsamt der Stadt Gotha und dem Forstlichen Forschungs- und Kompetenzzentrum Gotha haben die Jugendlichen mit ihrer Biologielehrerin Frau Greiner naturverjüngte Tannen ausgegraben und horstweise dort gepflanzt, wo fehlende Fichten Löcher hinterlassen haben. Sie nutzten somit ein altes, bewährtes Verfahren nachhaltiger Forstwirtschaft mit den Vorteilen kurzer Transportwege und der Verwendung von frischen Pflanzen, die an die örtlichen Bedingungen angepasst sind.
Im Juli übernahmen einige der Schülerinnen und Schüler am Nachmittag eine Kulturpflege, die dringend notwendig war. Die Tannen waren von meterhohem Kraut wie Brennnesseln, Himbeeren, Disteln oder Holunderschösslingen überwachsen. Sehr erfreulich: Trotz des trockenen Aprils und obwohl durch „Laien“ ausgegraben und gepflanzt: Über 90 % der Tannen waren angewachsen!
Das Gymnasium Ernestinum möchte die Aktion wiederholen und die Anpflanzungen weiter begleiten.
Der Umweltpreis des Landkreises Gotha wurde 1991 infolge eines Kreistagsbeschlusses ins Leben gerufen. Inzwischen wird die Auszeichnung aller zwei Jahre ausgereicht und widmet sich unterschiedlichen thematischen Schwerpunkten.