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Mit alten Mopeds in die Zukunft – Schrauberwerkstatt Schweina gewinnt Förderpreis
Schweina: „Förderrunde 5: 2021–2023 – Schrauberwerkstatt Schweina“ heißt es nüchtern in der „Siegermeldung“. Und
„Es war Vaiko! Ganz klar. Wir wählen ja keine Orte oder Projekte. Wir wählen Leute aus. Die Art und Weise und die Idee wie er das vorgestellt hat, das war absolut überzeugend. Für uns war entscheidend wie das auch den Ort einbindet.“ begründet Dr. Babette Scurrell die Entscheidung der Jury.
Zukunft erfinden vor Ort
Neulandgewinner. Zukunft erfinden vor Ort ist ein Programm der Robert Bosch Stiftung und wird mit den Thünen-Institut für Regionalentwicklung eG, Berlin durchgeführt
Neulandgewinner, das sind Menschen, die selbst anpacken, um ihre Heimat zu einem Ort zu machen, an dem sie gerne leben. Menschen, die sich entschieden haben von Zuschauern zu Machern zu werden.
Neulandgewinner, das ist eine Bewegung von Menschen, die glauben, das gute Heimat nicht einfach so vom Himmel fällt, oder von der Politik verordnet wird. Menschen, die wissen, dass wir heute neue Wege gehen müssen, um morgen gut miteinander leben zu können. Menschen, die gesellschaftliche Veränderungen als Chance sehen, und nicht als Gefahr.
Neulandgewinner, erfinden heute unser Zuhause von morgen. Sie packen die Dinge gemeinsam an – voller Vertrauen, experimentierfreudig, eigensinnig, vielfältig und vor allem eins: Wild entschlossen!
Und genau das leistet die Schrauberwerkstatt im beschaulichen Bad Liebensteiner Ortsteil. Unter fachkundiger Anleitung von Maschinenbaumeister Vaiko Weyh schrauben mittlerweile 56 Vereinsmitglieder im Alter von 13 bis 69 Jahren.
„Manche lernen wahnsinnig schnell nur vom Zuschauen“, sagt Vaiko Weyh. „Wenn nur ein kleiner Teil dadurch eine berufliche Perspektive findet, hat sich alles schon gelohnt.“
Durch den Zuwachs wurde es zuletzt eng in der Werkstatt, es fehlte an Arbeitsbühnen und Werkzeug. Deshalb will Weyh die Werkstatt ausbauen, einen Hausmeister anstellen, das Angebot erweitern.
Wer nicht an den Mopeds schrauben kann oder will, findet Freiräume, auch einen Billardtisch und einen Tischkicker. Weyhs Werkstatt vermittelt Selbstbewusstsein, Gemeinschaft und Perspektive.
Ein cooles Gefährt in fachkundig repariertem Zustand fällt noch obendrein ab. Inzwischen gehen die sogar über die Zweitakter-Ära hinaus: Weyh hat mit seinen jungen Mitstreitern und Mitstreiterinnen zu Lernzwecken schon zwei Simsons mit einem Elektro-Antrieb umgebaut.
Die „Simson“ war DAS Moped der DDR, reparaturfreundlich, millionenfach verbreitet, und es durfte wegen einer Sonderregelung nach der Wende weiter ohne Zulassung 60 km/h (statt 45 km/h) fahren.
„Ein erstklassiges Produkt“, sagt Vaiko Weyh, „wurde von der Treuhand trotzdem platt gemacht.“ Dreißig Jahre später fahren die Simsons noch immer, und sind in Weyhs Heimatstadt Schweina ein Symbol des Optimismus. In seiner Schrauberwerkstatt rennen Jugendliche ihm die Türen ein – Elektrik, Getriebe, Motor, alles ist machbar.
Mit dem Gewinn fließen nun gut 50.000€ in einem Zeitraum von zwei Jahren nach Schweina. Das Geld wird von der Robert Bosch Stiftung zur Verfügung gestellt. Obendrauf gibt es ein enges Mentoring und jede Menge Kontakte.
Wie man das Geld einsetzen will, darüber haben sich die Schrauber bereits Gedanken gemacht.
„Mit dem Geld wollen wir mit den Kids einiges unternehmen. Eine Fahrt nach Zwickau und Suhl sind auch in Planung. Neue Hebebühnen, ein Hausmeister und viele andere Dinge sollen uns helfen, die Schrauberwerkstatt weiter auf feste Füße zu stellen und somit langfristig für Interessierte, im Dorf und der Umgebung, eine gemeinsame Perspektive bieten zu können.“ sagt Vaiko Weyh.
Neuland gewinnen e.V.
Der Verein wurde gegründet, um den Erfahrungsaustausch und die Unterstützung von Aktivisten im ländlichen Raum nach der Förderung im Programm „Neulandgewinner“ der Robert Bosch Stiftung fortzusetzen.
Für mehr Informationen einfach auf die Logos klicken.
Quellen: Stadt in der Stadt e.V. Schweina/ Neulandgewinner