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Trusetaler Ehepaar kämpft für seinen Traum

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Trusetaler Ehepaar kämpft für seinen Traum

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Brotterode-Trusetal – Wenn sich Stefan und Andrea Wolf aus Trusetal alte Videos ansehen, müssen sie schmunzeln. Dabei können sie es selbst kaum glauben, dass zwischen den Aufnahmen und heute fast 23 Jahre liegen.

„Ich habe immer an dieses Projekt geglaubt und tue das immer noch!“ sagt der Stefan Wolf, Erfinder des ersten Schienenfahrrades in der Region.

Als er gemeinsam mit seiner Frau in der 1990er Jahren mit ihrer Idee Schienenfahrräder auf der stillgelegten Bahnstrecke vom Trusetaler Bahnhof Auwallenburg nach Brotterode fahren zu lassen auf den Plan traten, stießen sie in beiden Rathäusern auf offene Ohren.

 

Auf der stillgelegten Bahnstrecke von Trusetal/Auwallenburg nach Brotterode sollen die Schienenfahrräder fahren. Foto: MKD [thüringen]

 

Erste Prototypen gab es bereits. Testfahrten wurden durchgeführt. Eigentlich standen sie kurz vor der Inbetriebnahme. Doch Grund und Boden der Bahnstrecke gehörte dem Brotteröder Automobilzulieferer Bosch. Der aber hatte kein Interesse die Flächen zu verkaufen.

„Hätte Bosch damals die Grundstücke auf der Bahntrasse verkauft, dann würden die Schienenfahrräder schon viele Jahre fahren“ zeigt sich Stefan Wolf überzeugt. „Aber so war es für uns ein nicht zu überschauendes Risikonur mit einem Gestattungsvertrag die Strecke zu betreiben.“

Mit dem Übergang von Bosch zu Automotive Lighting 1999 stellte man den Wolfs erstmals einen Pachtvertrag für die Flächen der Bahnstrecke in Aussicht, forderte aber für die nicht mehr nutzbaren Flächen auf der Bahntrasse Austauschflächen um sich erweitern zu können. Und die gab es nur am Seimberg, einem Gelände oberhalb des Werkes.

 

So hieß es für die Wolfs erst einmal Hausaufgaben machen. Es mussten Grundstücks- und Eigentumsfragen geklärt werden um die Flächen erwerben zu können.

„Erbengemeinschaften gingen teilweise zurück bis in die 1950er Jahre, wurden nie in die „neue“ Zeit überführt. Manche hatten mehr als 60 Erblasser. Neben dem finanziellen auch immense zeitliche Anstrengungen waren von Nöten. Das alles hat uns mehr als fünfzehn Jahre gekostet.“ resümiert Stefan Wolf.

Das man seitens der Stadt Brotterode und der Gemeinde Trusetal das Projekt Schienenfahrrad befürwortete, zeigt eine gemeinsame Erklärung der Beiden aus dem Jahr 2006.

Die Bürgermeister von Brotterode und Trusetal standen hinter dem Projekt, wie dieses Schriftstück zeigt.

 

Unterzeichnet von den damaligen Bürgermeistern Lachmund und Hörnlein war dies für das Ehepaar Wolf die Sicherheit, dass man gemeinsam weiter an dem Projekt arbeiten und festhalten würde.

„Wir waren immer im Gespräch mit den Bürgermeistern, wurden von ihnen bei unserem Projekt immer unterstützt. Gerade wenn es darum ging das Gespräch mit Automotive Lighting zu suchen, konnten wir auf sie zählen. Es gab für uns keinen Grund nicht an die gemeinsame realisierung unseres Vorhabens zu zweifeln.“ erklärt Wolf.

Inzwischen gibt es auf der Bahnstrecke keine Schienen mehr. Sie wurden vor Jahren demontiert. Stefan Wolf sieht darin kein Hindernis das Projekt umzusetzen, sondern einen Glücksfall, denn das schafft ganz neue Perspektiven.

„Es ist wahrlich ein Glücksfall das die Schienen weg sind. Das ermöglicht uns, anders als bei anderen Draisinen, das Fahren im Gegenverkehr. Das heißt man kann von Trusetal nach Brotterode fahren und muss nicht warten bis die Strecke wieder frei ist. Die Spurweite von 75 Zentimetern ermöglicht uns quasi einen Rundkurs.“ erzählt uns der Trusetaler und man merkt wie sehr er für dieses Projekt kämpft.

Menschen mit Behinderungen könnten, ohne selbst in die Pedale treten zu müssen, die Strecke im Convoi bewältigen und „dabei“ sein. „Klassische“ Radfahrer könnten ab  Bahnhof Auwallenburg von ihrem Bike steigen und es auf einer Art Fahrradanhänger mit dem Schienenfahrrad nach Brotterode mitnehmen und dort weiter fahren. Das ganze geht natürlich auch umgekehrt und ohne Wartezeit, weil man ja „zweigleisig“ fahren würde.

 

Die Liegefahrräder werden aneinander gekoppelt und bilden so einen Zug, einen Fahrradzug.

 

Als das Ehepaar Wolf von der nun erfolgten Unterzeichnung des Kaufvertrages durch die Stadt Brotterode-Trusetal erfuhr, war die Freude groß. Die Stadt ist endlich im Besitz der Flächen und sie können als Investoren diese Flächen langfristig pachten. Endlich kann es losgehen, dachten sie.

Doch im Rathaus spricht man nicht mehr vom Schienenfahrrad, sondern sieht auf der Trasse einzig einen Radweg. Damit wäre der Mommelstein-Radweg dann durchgängig befahrbar.

 

Die Wolfs fühlen sich nun um die Früchte ihrer mehr als zwanzig jährigen Arbeit betrogen und wollen kämpfen. Gespräche mit dem Bürgermeister gibt es keine. Die Fronten scheinen verhärtet.

„Ich verstehe nicht warum der Bürgermeister von unserem Projekt nichts wissen will. Wir haben mit unserer Arbeit von über 20 Jahren erst die Voraussetzungen geschaffen, das ein Ankauf der Flächen überhaupt möglich wurde. Wir haben am seimberg Austauschflächen gekauft, könnten also sofort mit der Realisierung unseres Projektes beginnen. Doch auf einmal will man uns ausboten. Dagegen wehren wir uns!“ zeigen sich die Beiden enttäuscht und zugleich kampfbereit.

In der kommenden Woche wird nun der Haupt- und Finanzausschuss nichtöffentlich über beide Projekte beraten, ehe in vierzehn Tagen der Stadtrat einen Beschluss fassen soll.

 

Wir berichten weiter…

 

 

 

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