Meiningen – Schulen und Kindergärten im Landkreis Schmalkalden-Meiningen bleiben bis einschließlich Freitag, den 19. März geschlossen.
„Nach intensiven Beratungen des Krisenstabes ist eine Öffnung von Schulen und Kindergärten im Landkreis aufgrund des dynamischen Infektionsgeschehens leider aktuell nicht tragbar“, begründet Landrätin Peggy Greiser die Entscheidung.
In den vergangenen Tagen waren täglich steigende Fallzahlen von deutlich über 70 Neuinfektionen zu verzeichnen, hier seien auch Schulen und Kindertagesstätten betroffen. Die Notbetreuungsangebote in den Einrichtungen bleiben mit den bisherigen Regelungen ebenso wie die bekannten Ausnahmen für den Präsenzunterricht – Abschlussklassen und besonderer Unterstützungsbedarf betreffend – bestehen (Ausnahme: die bereits bis einschließlich 19. März 2021 aufgrund des akuten Infektionsgeschehens geschlossene Grundschule „Ludwig Chronegk“ Meiningen).
„Wir haben diese schwierige Entscheidung nicht nur aufgrund unserer aktuell hohen Inzidenz getroffen, wir haben sie vor allem auch getroffen, weil der Freistaat nach wie vor keine Teststrategie in den Schulen etabliert hat – wie beispielsweise das Nachbar-Bundesland Sachsen. Aktuell gibt es allein in der Notbetreuung bereits in zehn Schulen im Landkreis ein Infektionsgeschehen, zudem in acht Kitas. Die britische Mutation ist in einigen Einrichtungen nachgewiesen worden und wir wissen mittlerweile, dass wir diesbezüglich leider zu den am stärksten betroffenen Landkreisen in Thüringen gehören“, so Greiser.
Die britische Variante gilt nach ersten Studien als deutlich schneller, häufiger und länger ansteckend, gerade auch bei Kindern und Jugendlichen – die Inkubationszeiten betragen teilweise nur 48 Stunden.
Am Freitagmorgen erhielt das Landratsamt ein Schreiben von Gesundheitsstaatssekretärin Feierabend und Bildungsstaatssekretärin Dr. Julia Heesen zur Anpassung des Erlasses vom 19. Februar 2021, wonach das Land den Gebietskörperschaften mehr Spielraum hinsichtlich der zu Schulen und Kindertageseinrichtungen zu treffenden Maßnahmen einräumt.
Eine Schließung der Einrichtungen bei Überschreitung eines 7-Tage-Inzidenzwertes von 150 wird seitens der Ministerien empfohlen. Dabei müssen die Schul- und Kitaschließungen nun nicht mehr pauschal für einen ganzen Landkreis erfolgen, sondern können hotspotbezogen vom Landkreis vorgenommen werden. Alternativ schlägt das Land verschiedene Maßnahmen vor, die bei Öffnung der Einrichtungen durch die untere Gesundheitsbehörde und das zuständige Schulamt ergriffen werden sollen, darunter beispielsweise das Angebot einer wöchentlich mehrmaligen freiwilligen Testung von Schülern und Personal, die Pflicht zum Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung, die Untersagung des Singens und des Sportunterrichtes oder die Anordnung von versetzten Unterrichtszeiten.
„Ich finde es begrüßenswert, dass uns das Land jetzt mehr Spielraum bietet. Allerdings verstärkt sich in dem jüngsten Schreiben zur Anpassung des Erlasses der Eindruck, dass das Land hier jegliche Verantwortung von sich weist und eine Teststrategie als Alternative zur Schließung von Schulen und Kitas sowie weitere Maßnahmen allein den Landkreisen aufbürdet“, kritisiert Greiser. Inwieweit eine hotspotbezogene Entscheidung ab dem 22. März möglich sein wird, werde in der kommenden Woche durch den Krisenstab des Landkreises Schmalkalden-Meiningen analysiert und rechtzeitig bekannt gegeben.
Als Pädagogin ist sich Landrätin Peggy Greiser bewusst, welchen hohen Belastungen Schüler, Eltern und Lehrer aktuell ausgesetzt sind: „Wir wissen, dass für Kinder und Jugendliche jeder Tag Präsenzunterricht zählt und wir wissen, dass die Eltern und Schüler nach drei Monaten Schulschließung mental absolut am Limit sind. Wir brauchen in Thüringen dringend eine verbindliche Teststrategie in den Schulen, durchgängig feste Gruppenkonzepte und der Freistaat muss jetzt auch beim Impfen richtig Gas geben“, sagt Greiser.
„Das Schnelltestangebot hat entgegen mancher Behauptungen nur einen sehr geringen Einfluss auf die Inzidenz“, erklärt die Landrätin. In den vergangenen sieben Tagen sind 22 Neuinfektionen aufgrund der Schnelltestangebote, die entsprechend durch PCR-Tests bestätigt worden sind, in die Inzidenz eingegangen. Das macht ein Plus von lediglich 17,6 im Sieben-Tage-Inzidenzwert aus. „Man muss aber immer auch betrachten, dass dadurch Infektionsketten durchbrochen worden sind, indem sich teilweise hochinfektiöse Menschen in Quarantäne begeben haben und andere nicht mehr anstecken konnten, was sich wahrscheinlich gravierend auf die Inzidenz ausgeschlagen hätte“, so Greiser.